Der Hamburger Senat wird weiblicher

Karen Pein und Melanie Schlotzhauer sind seit Dezember die beiden neuen Senatorinnen der Freien und Hansestadt Hamburg. Im Interview stellen sie sich vor.

Karen Pein und Melanie Schlotzhauer (Fotos: BSW Hamburg und D. Reinhard SK Hamburg)

Zwei Neue für Hamburgs Senat: Auf Vorschlag von Bürgermeister Peter Tschentscher sind Karen Pein (Stadtentwicklung und Wohnen) und Melanie Schlotzhauer (Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration) als neue Behördenleiterinnen vereidigt worden. Michael Westhagemann und Dorothee Stapelfeldt waren aus dem Senat ausgeschieden. Drei Fragen an die beiden Neuzugänge.

Frage: Wie waren Eure ersten Wochen im neuen Amt?

Karen Pein: Aufregend und spannend. Der Zeitpunkt des Einstiegs war für mich gut, da das Tagesgeschäft wegen der Weihnachtszeit etwas ruhiger war und ich so mehr Zeit hatte, mich in wichtige Themen einzuarbeiten. Besondere Momente sind für mich die Rundgänge durch „meine“ Ämter. Ich erlebe dort Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihre Arbeit und für Hamburg brennen.

Melanie Schlotzhauer: Ich kenne die Sozialbehörde bereits aus meiner Tätigkeit als Staatsrätin für Gesundheit, komme also nicht in eine neue Organisation. Technisch bin ich einfach nur in ein neues Büro gezogen. Mein Verantwortungsbereich hat sich aber erheblich vergrößert. Besondere Freude bereitet es mir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch viele Partnerinnen und Partner in meiner neuen Rolle kennenzulernen. Ich spüre eine große Unterstützung und Zuversicht sowohl aus dem Haus als auch aus der Stadtgesellschaft. Das ist wichtig, damit wir schnell an die erfolgreiche Arbeit von Melanie Leonhard anknüpfen können.

Frage: Wo seht Ihr die großen Herausforderungen der kommenden Jahre? Was sind Eure persönlichen Schwerpunkte?

Karen Pein: In einer wirtschaftlich bedeutenden und nach wie vor wachsenden Stadt wie Hamburg ist das Thema bezahlbarer Wohnraum von zentraler Bedeutung. Aber es gibt weitere drängende Fragen, die in diesem Zusammenhang mit in Betracht gezogen werden müssen. Es geht darum zu schauen, was wir bauen, für wen wir bauen und wie wir bauen. Und da die Fläche in Hamburg begrenzt ist, geht es natürlich auch darum, wo wir bauen können. Somit werde ich mich für eine klimagerechte, nachhaltige Stadtentwicklung einsetzten, die den Blick nicht nur auf den Neubau richtet, sondern auch den immensen Bestand und dessen Entwicklungsmöglichkeit in den Fokus rückt.

Melanie Schlotzhauer: In den kommenden Monaten werden wir uns besonders mit der Weiterentwicklung der Jugendberufsagentur und der Kitas sowie der gesundheitlichen Versorgung in den Stadtteilen beschäftigen. Bundespolitisch bewegt uns die Reform der Krankenhäuser und der Pflegeversicherung. Das klingt umfangreich und ist es auch. Die zentrale Gemeinsamkeit aller Themen ist, dass wir Menschen befähigen, ihre Chancen und Potenziale für gesellschaftliche Teilhabe zu nutzen. Persönlich möchte ich dabei besonders die Menschen mit psychischen Störungen, Erkrankungen und Belastungen im Blick behalten, deren Situation immer noch von einem Stigma belegt ist. Das wird ihren Potenzialen und Möglichkeiten nicht gerecht.

Frage: Was macht sozialdemokratische Politik für Euch aus?

Karen Pein: Die SPD hat frühzeitig den wachsenden Bedarf an Wohnraum erkannt. Mit großer, gemeinsamer Anstrengung haben Politik, Verwaltung und Wirtschaft dafür gesorgt, dass wieder gebaut wird. Seit 2011 haben wir gut 127.000 Wohnungen genehmigt, wodurch die Mietenentwicklung zum Teil deutlich geringer ist als in anderen Großstädten und wir haben in Hamburg zuletzt im Durchschnitt sechs Mal so viele Sozialwohnungen pro Einwohner bewilligt wie andere Bundesländer. Mit der Wohngeldreform sorgen wir dafür, dass wesentlich mehr Hamburgerinnen und Hamburger Wohngeld beziehen können und wir passen die Wohnraumförderung an die neuen Rahmenbedingungen an, damit der Neubau von Sozialwohnungen möglich bleibt. Zudem kümmern wir uns um bezahlbare Mieten, indem wir unter anderem die zuletzt stark gestiegenen Indexmieten zu begrenzen versuchen. Ich werde mich als Senatorin auch künftig dafür einsetzen, mit der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einen wesentlichen Teil zum sozialen Ausgleich in Hamburg beizutragen.

Melanie Schlotzhauer: Sozialdemokratische Sozialpolitik ist für mich eine Politik der Befähigung und Ermöglichung. Sie ist eine Politik der Chancen. Sie ist eine Politik, die aus Respekt für Menschen immer wieder Wege aufzeigt und auch versteht, dass es manchmal mehrere Anläufe und Chancen braucht. Leben werden nicht linear gelebt.

Steckbrief Karen Pein

Steckbrief Melanie Schlotzhauer

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