Noch im September schien das Aus für Hauni in Bergedorf nach 76 Jahren besiegelt. Der Standort des Maschinenbauers (seit 2022 Körber Technologies) mit mehr als 2.000 Arbeitsplätzen sollte nach Plänen des Vorstands verlagert werden – im Gespräch: das schleswig-holsteinische Stapelfeld. Doch Belegschaft und Betriebsrat wollten sich mit dem Wegzug des Traditionsunternehmens nicht abfinden und kämpften um den Verbleib. Mit viel Engagement und großer Solidarität gelang das beinahe Unmögliche: Hauni bleibt in Bergedorf und bekommt einen neuen Standort an der A25. Hier erinnert sich der Betriebsratsvorsitzende Uwe Zebrowski an die dramatischen Monate:
Bergedorf ohne Hauni? Für mich als Bergedorfer und Haunist seit 33 Jahren ist das unvorstellbar. Als uns auf einer Betriebsversammlung am 16. September mitgeteilt wurde, dass Bergedorf – obwohl perfekt geeignet – aufgrund von baurechtlichen Problemen als neuer Produktionsstandort keine Chance habe, war das zunächst ein Schock. Schließlich hatte sich die Belegschaft eindeutig für Bergedorf ausgesprochen. Schnell war uns im Betriebsrat klar: Wir werden gegen den Umzug kämpfen. Schon 2019 war es uns als Belegschaft gelungen, mit dem Konzept der „Fabrik der Zukunft“ ein radikales Spar- und Entlassungsprogramm zu verhindern.
Die einzige Chance, die wir hatten, bestand in einem starken Bündnis. Es galt, alle Akteure in Politik und Verwaltung aufzurütteln. Zu zeigen, dass Hamburgs Industrie mehr als der Hafen ist und dass wir gemeinsam es besser können.
Die SPD-Fraktion in Bergedorf gehörte zu den ersten, die sich für unsere Sache einsetzten. Einige Wochen später stand ein parteiübergreifender Bezirksversammlungsbeschluss mit dem Ziel: Hauni muss bleiben. Dieser breite Schulterschluss war für mich und meine Mitstreiter im Betriebsrat der Startschuss, erst richtig loszulegen.
Auch in der Öffentlichkeit war die Solidarität groß: Tausende unterzeichneten unsere Online-Petition. Jemand schrieb darunter: „Hauni gehört zur DNA von Bergedorf“. Die Unterstützung ging weit über den Bezirk hinaus, auch in der SPD: Die Jusos, Finanzsenator Andreas Dressel, unser Bundestagsabgeordneter Metin Hakverdi und der Landesvorsitzende Nils Weiland – sie alle waren bei Wind und Wetter mit uns auf der Straße. So sieht Zusammenhalt aus.
Ein Meilenstein war der SPD-Landesparteitag im November, auf dem ich die Gelegenheit hatte, ein Grußwort vor den Delegierten zu halten und auf unsere Lage aufmerksam zu machen. Mit überwältigender Mehrheit hat der Parteitag einen Antrag für den Verbleib von Hauni beschlossen.
Kehrtwende kurz vor Weihnachten
Und plötzlich kam kurz vor Weihnachten die überraschende Kehrtwende: Hauni bleibt. Neben dem großen Engagement dürfte vor allem die Zusage des Bezirks, mit einer „Taskforce Hauni“ beschleunigtes Planrecht für den neuen Innovationspark zu schaffen, den Ausschlag gegeben haben.
Für unser Bündnis ist die Arbeit nach der positiven Entscheidung aber nicht vorbei: Planung und Bau der „Fabrik der Zukunft“ werden uns bis zur Grundsteinlegung 2026 begleiten. Noch wichtiger: Unser Bündnis erweitert sich gerade zu einem „Bündnis für Bergedorf“. Der neue Hauni-Standort soll nur der Startschuss für eine größere Entwicklung sein. Die Ansiedlung von innovativen Unternehmen ist eine Chance für den Bezirk, die Impulse für Ausbildung, Schule, Wohnen und Verkehr mit sich bringen wird.
Der erfolgreiche Kampf für den Verbleib von Hauni in Bergedorf zeigt, was mit Solidarität, Engagement und Durchhaltevermögen möglich ist. Die vielen Beteiligten – ob aus Belegschaft, IG Metall, DGB oder der SPD – haben sich untergehakt und sind gemeinsam in eine Richtung gelaufen. Als IG-Metaller und Sozialdemokrat macht mich das stolz. Dass die SPD fest an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steht, ist mir ein wichtiges Anliegen. In diesem Sinne: Glück auf!
Der Autor
Uwe Zebrowski ist Konzernbetriebsratsvorsitzender der Körber AG und Betriebsratsvorsitzender der Hauni/Körber Technologies in Bergedorf. Er arbeitet seit 33 Jahren in verschiedenen Funktionen im Unternehmen und ist mit seinem Team Träger des Deutschen Betriebsräte-Preises 2021.