Eine herzliche streitbare Sozialdemokratin

Erinnerungen an die ehemalige Bezirks- und Bürgerschaftsabgeordnete Ursel Preuhs, die in diesem Jahr verstarb.

Fast 72 Jahre war sie Mitglied der SPD und trug die Willy-Brandt-Medaille mit Stolz. Mit Ursula „Ursel“ Preuhs ist eine herzliche, kluge, streitbare Sozialdemokratin von uns gegangen. Eine beeindruckende Politikerin, eine Freundin. Ihr langes Leben war geprägt von ihrer grundanständigen Haltung, dass diese Gesellschaft Freiheit, Demokratie und Frieden braucht.

Ihr Leben lang ist Ursel politisch und gesellschaftlich aktiv geblieben. Ihre politische Heimat war die Sozialdemokratie, der sie 1953 beitrat. Die Erlebnisse in den Kriegsjahren und die permanente Bedrohung der Familie durch die Nazis (Ihr Vater Paul war engagierter Gewerkschafter und Sozialdemokrat) in ihrer Kindheit und Jugend, aber auch die Erfahrungen der Nachkriegszeit mit Hunger und Kälte haben Ursel lebenslang geprägt. Sie waren die Triebfeder für ihr politisches Engagement.

Ob als Bezirks- (1966-1986), als Bürgerschaftsabgeordnete (1986-1997) oder im Seniorenbeirat: Wenn Ursel sich zu Wort meldete und anfing, mit „Ich sag mal …“, dann wussten alle: Das war nicht einfach daher gesagt, sondern in aller Regel ein kluger Gedanke, ein wichtiger Hinweis, eine gute Lösung.

Als Ursel Preuhs ihre parlamentarische Arbeit in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord begann, war es in der Gesellschaft und auch in der SPD nicht selbstverständlich, dass Frauen sich politisch engagierten oder gar wichtige Ämter übernahmen. Auch hier war Ursel eine Vorreiterin: 1973 wurde sie Vorsitzende der BV in HH Nord – als erste Hamburgerin überhaupt. 1983 wurde sie ebenfalls als erste Frau Vorsitzende des Personalrates der Landesversicherungsanstalt. Das hat vielen Frauen Mut gemacht. Sie war ein Vorbild für Frauen wie für Männer.

Der unmittelbare Kontakt mit Bürgerinnen und Bürgern, mit Genossinnen und Genossen war Ursel immer ein Herzensanliegen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen als Präsidentin war die Einführung einer aktuellen Stunde bei den Sitzungen der Bezirksversammlung – zur Verärgerung der Verwaltung, denn damals durften Bürger*innen zwar zuhören, aber Fragen zu stellen, das war nicht üblich. Aber Ursel nahm die Menschen ernst und wollte ihnen Gehör verschaffen. Noch viele Jahre später hat sie bis zum Beginn der Pandemie über viele Jahre hinweg Menschen im SPD-Bürgerbüro des Kurt-Schumacher-Hauses zu ihren Anliegen beraten und ihnen oft helfen können.

Mit großer Dankbarkeit haben wir Abschied von Ursel Preuhs genommen, von ihrer Herzlichkeit und von ihrer Überzeugungskraft – Sie wird uns fehlen.

Die Autorin

Inka Damerau war von 2008 bis 2021 stellvertretende SPD-Landesvorsitzende

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