Wir stehen am Anfang

Voraussetzungen für gelingende Integration schaffen – es bedarf eines langen Atems, beim Bau von Folgeunterkünften, Wohnungsbau, der Arbeitsmarktintegration.

Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge ist seit Jahresbeginn stark gesunken. Ist die Flüchtlingskrise nun „vorbei“ oder zumindest doch nicht so herausfordernd, wie es bis zum Jahreswechsel erschien? Diese Annahme wäre gleich in doppelter Hinsicht falsch: Der Krieg in Syrien nimmt an Schärfe und Brutalität eher zu als ab, Libyen ist völlig zerfallen und auch in Afghanistan, warnen Analysten, spitzt sich die Sicherheitslage vielerorts wieder zu.

Voraussetzungen für gelingende Integration schaffen

Die Zahl der Menschen, die sich auf der Flucht befinden, hat keineswegs abgenommen – sie schaffen es lediglich nicht mehr, bis nach Deutschland zu kommen. Der Schein trügt aber auch im Hinblick auf die Herausforderungen, vor die uns die Integration der geflüchteten Menschen stellt, die bereits bei uns sind. Im letzten Jahr galt es, durch schnelles Handeln Obdachlosigkeit zu vermeiden, erste Beschulung der Kinder und Kinderbetreuung für die ganz Kleinen sicherzustellen. Jetzt müssen wir die Voraussetzungen für eine gelingende Integration schaffen. Die Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen brauchen Plätze in Folgeeinrichtungen, die ein Mindestmaß an Privatspähre ermöglichen, denn viele werden dort mehrere Jahre leben. Zelte, Baumärkte und Tennishallen sollten selbst in der Erstaufnahme eine zeitlich eng begrenzte Ausnahme werden.

Wir brauchen einen langen Atem

Die größte Aufgabe aber wird es sein, die Geflüchteten mit guter Bleiberechtsperspektive in die Regelsysteme zu integrieren. Im Herbst werden die ersten aus den internationalen Vorbereitungsklassen in die regulären Schulklassen überwechseln. Die Kleinen werden statt in die Betreuungsgruppe in der Aufnahmeeinrichtung, in die KITA um die Ecke gehen. Die Erwachsenen benötigen Sprachkurse und Ausbildungsmaßnahmen, um ihre mitgebrachten Qualifikationen hier nutzbar zu machen. Auf all diesen Ebenen sind Senat und Bürgerschaft ununterbrochen aktiv. In vielem geht Hamburg im Vergleich zu den anderen Bundesländern voran: Sei es beim Bau von Folgeunterkünften und beim Wohnungsbau, bei der Beschulung und Ausbildungsvorbereitung oder bei der Arbeitsmarktintegration. Und doch werden wir einen langen Atem brauchen – wir stehen erst am Anfang.

Der Autor

Uwe Giffei ist Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und sitzt dort im Wissenschafts, Schul- und Sozialausschuss. Seit 2002 ist er Mitarbeiter einer kirchlichen Flüchtlingsberatungsstelle. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen berät und vertritt er dort Asylsuchende und Geduldete in ihren aufenthaltsrechtlichen Verfahren.

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