Fakten zur MSC-Beteiligung an der Hafenbetreibergesellschaft HHLA AG

Dieses Factsheet mit Informationen von Wirtschaftsbehörde und Finanzbehörde beantwortet die aktuell diskutierten Fragen zur Zukunft der HHLA.

Hamburger Hafen | Foto: Adobe Stock

Am 13. September hat der Hamburger Senat eine strategische Beteiligung der weltgrößten Containerreederei, der Mediterranean Shipping Company (MSC), an der Hafenbetreibergesellschaft HHLA AG angekündigt. Vorausgegangen waren Verhandlungen mit unterschiedlichen Partnern. Die Vereinbarung mit MSC wurde sorgfältig vorbereitet, sie bietet von allen Optionen die besten Konditionen für das Unternehmen HHLA und die Hafenstadt Hamburg. Es ist allen Beteiligten wichtig, die Entscheidung anhand objektiver Kriterien zu treffen, die für diesen Weg sprechen.

Für den Hamburger Hafen ist die Vereinbarung eine gute Nachricht in einem nicht leichten Umfeld:

  • Die Stadt behält die Mehrheit: Das war für den Senat eine entscheidende Bedingung, die kein anderer Verhandlungspartner akzeptiert hat. Andere Akteure, die sich nun öffentlich äußern, wollten diese Bedingung nicht akzeptieren. Die Mehrheit an der HHLA bleibt in den Händen der Stadt.
  • Hamburg gewinnt damit Kontrolle zurück: Bisher ist die HHLA an der Börse notiert. Die Stadt kontrolliert zwar etwa 70% der Aktien, kann aber aus aktienrechtlichen Gründen das Unternehmen kaum strategisch steuern. Mit der gemeinsamen Strategie und künftig zwei Partnern wird die Steuerungsmöglichkeit der Stadt bei der HHLA erhöht.
  • Verlässlichkeit für die Beschäftigten: Die bewährte Sozialpartnerschaft im Hafen mit einer entsprechenden Mitbestimmung ist verbindlich vereinbart und bleibt gesichert. Das haben wir in den Verhandlungen mit MSC thematisiert und vereinbart. Die HHLA wird weiter ein eigenständiges Unternehmen sein – und alle Vereinbarungen, die derzeit gelten, werden unverändert fortgeführt. Alle anderen Optionen, inklusive Nichtstun, wären für die Beschäftigten angesichts des zuletzt schwierigen Geschäftsumfeldes der HHLA mit größeren Risiken verbunden.
  • Sichere Beschäftigung und gute Arbeit durch mehr Ladungsmengen für den Hafen: MSC bringt aufwachsend mindestens 1.000.000 TEU additiv nach Hamburg – dabei geht es um zusätzliche Ladungsmengen! Andere Verhandlungspartner hätten keine zusätzliche Ladung nach Hamburg gebracht.
  • Mehr Investitionen, mehr Wertschöpfung: Mit der weltgrößten Reederei MSC gewinnt Hamburg eine starke, kapitalkräftige Partnerin für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der HHLA und des gesamten Hamburger Hafens. MSC verlagert zudem seinen Deutschland-Hauptsitz mit allen wesentlichen Geschäftstätigkeiten nach Hamburg und bindet uns in internationale Netzwerke ein.
  • Starke Perspektiven: Hamburgs Rolle als größter Hafen der Exportnation Deutschland wird mit dieser Partnerschaft im internationalen Kontext erheblich gestärkt und langfristig gesichert. Dies wird sich auch positiv auf die deutsche Bucht auswirken.
  • Die Hafenflächen bleiben wie bisher vollständig in städtischer Hand. Es geht nicht um eine Privatisierung des Hafens, sondern um einen Partner mit Know-How, der das unter CDU-Regierung 2007 an die Börse gebrachte Unternehmen voranbringt und neue Investitionen ermöglicht. Das ohnehin schon privatisierte Unternehmen bleibt mehrheitlich in öffentlicher Hand und die HHLA in der Hamburger Konzernfamilie (50,1%).

Eine positive, von einem starken Partner mitgetragene Entwicklung der HHLA nützt Hamburg, seiner Wertschöpfung und sichert und schafft Beschäftigung im gesamten Hafen. Mit dieser Partnerschaft auf Augenhöhe mit MSC wird in schwierigem Marktumfeld eine starke und insbesondere kapitalkräftige Grundlage für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der HHLA und des gesamten Hamburger Hafens geschaffen!

Konkret bedeutet die Verabredung, dass MSC die Aktien aufkaufen möchte, die derzeit frei an der Börse gehandelt werden. Außerdem soll MSC Anteile von Hamburg erhalten. Im Ergebnis soll MSC eine Beteiligung von 49,9% an der HHLA halten – und will sich langfristig engagieren. Es geht also nicht um eine kurzfristige Investoren-Beziehung, sondern um eine strategische Partnerschaft. Für die Stadt waren und sind die beiden „M“ – Mehrheit und Mitbestimmung – bei der Weiterentwicklung der HHLA und des Hafens insgesamt von größter Bedeutung. Entlang dieser Maßgaben ist die Vereinbarung mit MSC geschlossen worden. Hamburg behält die Mehrheit und die Mitbestimmung der Beschäftigten bleibt im bewährten Umfang voll und ganz.

Fragen und Antworten

Warum gerade jetzt dieser Schritt (und nicht früher)?

Die globale Situation, die Konsolidierung des Marktes in der Containerschifffahrt und die Notwendigkeiten im Bereich der Prozessoptimierung und Digitalisierung im Hamburger Hafen machen es erforderlich, sich diesen Anforderungen entsprechend aufzustellen. Um diesen globalen Herausforderungen zu begegnen, sind starke Partnerschaften mit internationaler Wirkungskraft und langfristiger Investitionsbereitschaft zentral.

Wie wird es nun weitergehen? Welche Entscheidungen werden wann getroffen?

Zunächst wird MSC gemäß der abgegebenen Offerte die verfügbaren Anteile im Streubesitz erwerben. Dafür unterbreitet MSC nun im Einklang mit den entsprechenden kapitalmarktrechtlichen Vorschriften den Aktionären des HHLA-Streubesitzes ein Kaufangebot. In einem weiteren Schritt bringt Hamburg den 50,1% übersteigenden HHLA-Anteil in die Transaktion mit ein.

Ist die Bürgerschaft zu beteiligen?

Selbstverständlich wird die Bürgerschaft in den weiteren Prozess eingebunden; es wird eine Drucksache, die das Vorhaben zum Inhalt hat, zum Beschluss vorgelegt.

Wann ist die Transaktion abgeschlossen?

Der vollständige Abschluss und Vollzug der Transaktion werden nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2024 erwartet.

Welche Hürden sind noch zu nehmen, kann der Deal scheitern?

Aufgrund intensiver beidseitiger – auch rechtlicher – Vorprüfungen mit Unterstützung von Anwaltskanzleien und von Kapitalmarktexperten gehen beide Seiten davon aus, dass der Partnerschaft insbesondere aus den Bereichen Fusionskontrolle, staatliche Beihilfen und Außenwirtschaftsrecht keine grundsätzlichen Hindernisse im Wege stehen.

Wie wird künftig die Kontrolle durch die Stadt sichergestellt?

Hamburg behält über die zur Finanzbehörde gehörende Konzernholding der Freien und Hansestadt Hamburg HGV (Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH) weiterhin die Mehrheit der Anteile, konkret 50,1% der sogenannten A-Aktien der HHLA (für den Teilkonzern Hafenlogistik). Die sogenannten S-Aktien (für den Teilkonzern Immobilien, in dem Lagerhäuser u.a. im Bereich der Speicherstadt gebündelt sind) verbleiben vollständig bei der Stadt Hamburg.

Die zukünftige Governance-Struktur wird partnerschaftlich, aber unter Wahrung des Hamburger Mehrheitsanteils, abgesichert.

Ist damit die Börsen-Privatisierung gescheitert?

Die HHLA hat sich nach dem Börsengang 2007 als eines der führenden europäischen Logistikunternehmen positioniert und neben den Terminals die Hinterlandanbindung durch ein umfassendes Schienennetz weiterentwickelt. Die strategische Partnerschaft, die mit dem Einstieg der MSC verbunden ist, wird diese Positionierung weiter voranbringen und stärken.

Durch die aktienrechtlichen Bestimmungen hatte die Stadt allerdings in den vergangenen Jahren nur eine sehr eingeschränkte Steuerungsmöglichkeit hinsichtlich der operativen und strategischen Unternehmensführung. Mit der gemeinsamen Führung mit einer im internationalen Wettbewerb erfahrenen und starken Partnerin wird nun die Steuerungsmöglichkeit der Stadt erhöht – es sitzen künftig nur noch zwei Parteien mit am Tisch. Entscheidungen können so schneller getroffen werden.

Gab es auch Gespräche/Verhandlungen mit anderen Unternehmen?

Für den Senat war stets klar, dass die beiden „M“ – Mehrheit und Mitbestimmung – bei einer Kooperation mit der HHLA gewährleistet sein müssen. Es wurden viele Varianten erwogen, in mehrere Richtungen sondiert, es gab auch Angebote via Medien, über einiges ist ja auch berichtet worden, das jetzt erzielte Ergebnis kann sich auch gerade mit Blick auf die städtischen Konzerninteressen sehen lassen: Mit der verabredeten Zusammenarbeit mit MSC geht der Senat eine strategische Partnerschaft auf Augenhöhe ein, die erheblich zur Weiterentwicklung des Standortes, der Ladungsmengen und der Infrastruktur beitragen wird, weshalb damit erhebliche Vorteile über etwaige Verkaufserlöse oder Aktienbeteiligungen hinaus verbunden sind. Der Verkauf einer Mehrheit an der HHLA und damit ein Rückzug aus dem Hafengeschäft stand für den Senat zu keinem Zeitpunkt zur Disposition.

Was heißt die Vereinbarung mit MSC für mögliche Kooperationen mit Eurogate oder anderen?

Die Stadt Hamburg und MSC sind sich einig, dass der Hamburger Hafen und die HHLA-Terminals selbstverständlich für alle bisherigen und zukünftigen Partner des Hamburger Hafens, der HHLA und ihrer Terminals offen sind und bleiben. Beide Partner sind dafür offen, die Möglichkeiten und Potentiale etwaiger weiterer vorhabenbezogener Zusammenarbeit weiter auszuloten und ggf. nutzen, wenn sie sich unternehmerisch sinnvoll gestalten.

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