Etwas von meinem Glück zurückgeben

Eine persönliche Flüchtlingsgeschichte – im zweiten Teil erzählt Bilata Suleiman über ihre weiteren Erfahrungen und ihr Leben in Deutschland.

Ich heiße Bilata Suleiman. Ich bin ein Flüchtlingskind. Mittlerweile bin ich als Sozialarbeiterin für das Deutsche Rote Kreuz in einer Einrichtung für Asylsuchende angestellt.

Zu Teil 1: In Deutschland zu Hause

An der Gesellschaft teilhaben

Ich freue mich sehr über diese Arbeit, zumal ich selbst durch meinen eigenen Flüchtlingshintergrund diese Menschen und die Situation, in der sie leider stecken, viel besser verstehen und nachempfinden kann als manch anderer Mitarbeiter. Es liegt in meiner Verantwortung, die Zeit, in der sie auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warten, so erträglich wie möglich zu gestalten. Ich wurde damals gut aufgenommen und hatte das Glück, dass sich deutsche Bürger um mich und meine Familie gekümmert und uns in unseren ersten Schritten in ein neues Leben unterstützt haben. Ich möchte diesen Flüchtlingen etwas von meinem Glück zurückgeben. Ich versuche diese Menschen abzulenken, in dem ich Deutschkurse organisiere und ihnen sage, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache für sie ist, um an der Gesellschaft teilhaben und sich selbst darstellen zu können. Darüber hinaus mache ich Ihnen immer wieder deutlich, dass es eine Pflicht ist, sich an unsere Gesetzgebung zu halten, insbesondere den Artikel 1, Absatz 1 zu verinnerlichen, damit ein friedliches Miteinander auch funktionieren kann.

Deutsche Kultur leben

Ich war und bin der festen Überzeugung, dass Integration nur gelingen kann, wenn man nicht nur Teil der Gesellschaft ist, sondern als Individuum mit seinen Stärken und Fähigkeiten die Gesellschaft aktiv auslebt und gestaltet. Aber nicht nur Bildung ist wichtig für eine funktionierende Integration. Viel wichtiger ist der Kontakt von Migranten zu Einheimischen. Aber das ist längst nicht alles. Integration bedeutet für mich ebenfalls, dass man die deutsche Kultur lebt. Dazu gehört etwa die Mitgliedschaft in einem Sportverein. Ich selbst war in meiner Jugendzeit in einem Leichtathletikverein aktiv. Ich war nicht die Beste, aber es hat mir Spaß bereitet und ich habe mich gefreut, dass ich mit meinen Geschwistern die einzige Familie im Verein war, die ein Migrationshintergrund hatte. Umso wichtiger war es für mich, den deutschen Sportgenossen zu beweisen, dass auch wir etwas können und an dem Sport teilhaben wollen.

Politisch aktiv als deutsche Staatsbürgerin

Für mich persönlich stellt auch die Mitwirkung an der politischen Arbeit ein großer Vorteil dar, um mit deutschen Bürgern in Kontakt zu kommen, ihnen die Vorurteile zu nehmen und ihnen zu zeigen, dass wir alle – egal welche Nationalität man hat oder welcher Konfession man angehört – nur eines erreichen wollen: Ein friedliches Leben in Freiheit und mit Regeln der Demokratie. Deshalb bin ich bereits während meiner Abiturzeit in die SPD eingetreten und habe mit dem Umzug nach Hamburg Kontakte geknüpft, um auch in Hamburg weiterhin politisch aktiv bleiben zu können. Ein starkes Fundament für mich persönlich ist auch die deutsche Staatsbürgerschaft, die ich seit meinem 18. Lebensjahr besitze. Ich bin stolz darauf, eine deutsche Staatsbürgerin zu sein und gleichzeitig einen Migrationshintergrund zu haben. So kann ich von beidem etwas sein und meine Stärken in beiden Feldern ausleben.

In Deutschland zu Hause

Nach knapp 20 Jahren Leben in Deutschland kann ich sagen: Ich bin in Deutschland zu Hause. Ich fühle mich wohl. Mir ist es deshalb wichtig, dass sich auch meine Mitmenschen wohl fühlen. Wir Menschen sind unterschiedlich. Jeder verfolgt andere Interessen. Das ist auch gut so. Einzig allein zählt für mich nur, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen und uns um ein friedliches Miteinander bemühen, damit eine erfolgreiche Integration gelingen kann.

Die Autorin

Bilata Suleiman ist zubenannte Bürgerin in der Bezirksversammlung Harburg und im Ausschuss für Inneres, Bürgerservice, Verkehr aktiv. Sie hat an der Universität Hamburg ihr Germanistik- und Philosophiestudium erfolgreich mit dem Master abgeschlossen und arbeitet derzeit als Sozialarbeiterin in einer Einrichtung für Asylsuchende.

2 Gedanken zu „Etwas von meinem Glück zurückgeben“

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