Im März hat sich unter den Jusos Hamburg Nord die Projektgruppe „Aktiv mit Geflüchteten“ gegründet. Unser Ziel ist es, insbesondere Geflüchtete in unserem Alter in unsere Freizeitaktivitäten wie etwa Beachvolleyballturniere, Hafenbesuche oder Picknicks im Stadtpark oder an der Alster einzubinden.
Darum hatten wir für den 24. Mai eine Gruppe von Geflüchteten aus der Zentralen Erstaufnahme am Wiesendamm in den Stadtpark eingeladen, um dort mit ihnen den Nachmittag zu verbringen. Geplant hatten wir verschiedene interkulturelle Spiele und dank finanzieller Unterstützung des Distrikts Barmbek Mitte Snacks und Getränke besorgt.
Hamburger Wetter
Leider hat das Hamburger Wetter nicht mitgespielt, so dass aus dem Ausflug eine Gegeneinladung zum Spielenachmittag in die Unterkunft am Wiesendamm wurde. Dieser sind ca. zehn Jusos gefolgt und wurden sehr herzlich empfangen. Im Gemeinschaftsraum sind wir schnell mit Geflüchteten jeden Alters ins Gespräch gekommen. Viele sprachen Englisch, einige auch schon Deutsch. Ansonsten übersetzten die sehr hilfsbereiten Johanniter und Securitymitarbeiter. Als perfekter Eisbrecher erwies sich das gute, alte „Mensch ärgere Dich nicht“: Schon nach kürzester Zeit spielten wir an zehn Brettern mit 40 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (aus Datenschutzgründen sind auf den Fotos nur Erwachsene zu sehen).
Sorge um die Daheimgebliebenen
Die Stimmung war so gut, dass wir spontan zum Abendessen in der Unterkunft eingeladen wurden. Dabei gab es dann auch ernstere Gespräch über die teils monatelange Flucht. Egal ob aus Afghanistan, Somalia, Syrien oder dem Iran: Die Bewohner sind zwar froh in Sicherheit zu sein, aber vermissen ihre Heimatländer und sind vor allem in großer Sorge um die daheimgebliebenen Familienmitglieder. Am Ende des Abends waren wir uns mit vielen Geflüchteten einig, dass wir unbedingt per WhatsApp-Gruppe in Kontakt bleiben wollen.
Wiedersehen in Barmbek
Eine erste Möglichkeit zum Wiedersehen gab es schon fünf Tage später auf dem Sommerfest der Initiative Welcome to Barmbek auf dem Bert-Kaempfert-Platz in Barmbek. Obwohl zwischenzeitlich die ZEA Wiesendamm überraschend und recht abrupt geschlossen wurde, trafen wir viele bekannte Gesichter wieder und verbrachten einen sonnigen Nachmittag mit ihnen. Wir hoffen, auch in der Zukunft die Verbindungen zu erhalten, obwohl die Bewohner mittlerweile auf verschiedene Unterkünfte in ganz Hamburg verteilt wurden.
Familiärer Umgang
Unser besonderer Dank geht an das tolle und engagierte Team der die ZEA Wiesendamm betreuenden Johanniter, allen voran unserem Genossen Peter Alexander, der uns den Kontakt vermittelt hat. Eines wurde aus den Gesprächen mit den Geflüchteten deutlich: Sie haben sich trotz der nicht idealen Unterkunftssituation durch die Betreuung der Johanniter im Wiesendamm wohl gefühlt. Auch wir konnten sehen und fühlen, wie vertrauensvoll und familiär der Umgang in der Unterkunft war. Außerdem hatten die Geflüchteten großes Glück, dass sich die Initiative Welcome to Barmbek so intensiv und rührend um sie gekümmert hat. Schade, dass diese gewachsene Gemeinschaft nun durch die plötzliche Schließung der Unterkunft auseinandergerissen wurde.
Die Hilfe geht weiter
Neben der direkten Hilfe wollen wir uns wo nötig und möglich durch Anträge innerhalb der SPD für eine gelungene Integration der Geflüchteten einsetzten. Ein erster Antrag wurde im April von der Kreisdelegiertenkonferenz angenommen und an die Bürgerschaftsfraktion und die Landesorganisation weitergeleitet. In ihm fordern wir die Einrichtung von Geflüchtetenbeiräten in den Unterkünften sowie der Bereitstellung eines kleinen Budgets für die Bewohner, damit diese kleinere Verschönerungs- und Renovierungsmaßnahmen unbürokratisch selbstständig durchführen können. Wer Interesse hat, uns bei zukünftigen Aktivitäten zu unterstützen kann sich gern unter jusoshhnord@gmail.com melden.
Der Autor
Phillipp Schmidt ist zubenannter Bürger in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord und im Haushaltsausschuss aktiv. Er ist Promotionsstudent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bucerius Law School – Hochschule für Rechtswissenschaft.