Die Wohnunterkunft Eschenweg wurde im März 2015 eröffnet. Sie befindet sich in einem Wohngebiet in Fuhlsbüttel. In der Unterkunft leben asylsuchende Familien sowie alleinstehende Asylbewerber vorwiegend aus Syrien, Afghanistan und Eritrea. Es gibt dort Platz für bis zu 300 Menschen. Sie sind in Wohncontainern in möblierten Doppelzimmern untergebracht.
Einige der Container sind durch Zwischentüren verbunden, um eine Familienunterbringung zu ermöglichen. Die Unterkunft besteht aus sechs doppelstöckigen Wohncontainerblöcken. Jeder dieser Wohnblöcke verfügt über eigene Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume. In zwei weiteren, eingeschossigen Blöcken befinden sich die Räume der Verwaltung sowie Räume für Gemeinschaftsaktivitäten.
Soweit die behördliche Beschreibung, wie sie auf der Homepage von fördern & wohnen zu finden ist.
Die Geschichte einer Nachbarschaft
Was dort nicht zu finden ist, ist die Geschichte einer Nachbarschaft, die sich durch die 300 neuen Mitbewohner (100 von ihnen sind Kinder!) verändert hat.
Am Anfang war die Skepsis groß. Von ehrlicher Besorgnis (Wie sollen die Menschen vernünftig versorgt werden?), über eher unnötige Bedenken (Wir haben jetzt schon zu wenige Parkplätze …) bis hin zu menschenverachtenden Kommentaren (Einfach die Container zumachen und dann ab auf hohe See …) habe ich wirklich alles gehört.
Fuhlsbüttel will helfen
Aber schon nach den ersten Treffen des Runden Tisches zeigte sich, dass der größte Teil der Fuhlsbüttler helfen wollte. Die Nachbarschaft lernte sich neu kennen. Menschen, die jahrelang nicht mehr als ein „Moin“ miteinander gewechselt hatten, überlegten jetzt gemeinsam, wie sie sich einbringen könnten. Die Hetzer vom rechten Rand verschwanden nach und nach wieder an ihre Stammtische und ein Teil der Unentschlossenen gesellte sich nach einigen Gesprächen zu den Helfern.
Mittlerweile gibt es zehn Arbeitsgemeinschaften die sich mit der Organisation von Deutschkursen, Ausflügen, Hausaufgabenhilfe, Fahrradwerkstatt u.v.m. beschäftigen.
Auch die ansässigen Sportvereine sind dabei. Kurzum: Während die Parteien in Berlin sich über Transitzonen und Abschiebungen streiten, arbeiten die Menschen hier daran, die neuen Nachbarn ins Viertel zu integrieren. Natürlich gab und gibt es Konflikte. Hauptsächlich wegen des Lärms, den 100 Kinder halt so machen …
Willy Brandt hat mal gesagt: „Es ist wichtiger, etwas im kleinen zu tun, als im großen darüber zu reden.“ Er hat Recht.
Die Autorin
Indira Chuda, Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Schleswig-Holsteins Süden ist 1996 als Studentin „wegen Heide Simonis“ in die SPD eingetreten. Sie ist stellvertretende Vorsitzende im Distrikt Fuhlsbüttel und gibt Deutschunterricht in der Unterkunft Eschenweg.