40 Jahre CSD in Hamburg

Nach 40 Jahren sind Demonstrationen anlässlich des Christopher Street Day wichtiger denn je. Wegen Corona fiel der Demonstrationszug diesmal etwas kleiner aus.

Mehr als 2.000 Menschen schlängelten sich am 1. August auf Fahrrädern zum 40. Jahrestag des Hamburger Christopher Street Days (CSD) unter dem Motto „Keep on riding. Together.“ durch die Hamburger Innenstadt, St. Pauli, Altona und Eimsbüttel.

Unter den Teilnehmenden waren neben einer größeren Gruppe der SPDqueer (Arbeitsgemeinschaft der SPD für Akzeptanz und Gleichstellung) auch Peter Tschentscher (Erster Bürgermeister), Karl-Heinz Brunner (LSBTIQ-Fachsprecher der Bundestagsfraktion), Falko Droßmann (Bezirksamtsleiter Hamburg Mitte), Simon Kuchinke (LSBTIQ-Fachsprecher der SPD-Fraktion der Bürgerschaft) und Arne Platzbecker (langjähriger Vorsitzender der SPDqueer und Bürgerschaftsabgeordneter).

Demo in Corona-Zeiten

Die traditionell am ersten Samstag im August stattfindende CSD-Demonstration, die im Jahr zuvor mehr als 200.000 Menschen auf die Straße zog, musste aufgrund der Maßnahmen zur Eingrenzung der Corona-Pandemie ebenso ausfallen wie das Straßenfest rund um die Binnenalster. Um die nötigen Abstandsregeln einzuhalten, entschied sich der Hamburg-Pride-Verein für eine Fahrrad-Demo. Der Demonstrationszug stellte sich rund um die Binnenalster in Blöcken aus 100 Personen auf und startete nach einer kurzen Ansprache um 12 Uhr auf die rund acht Kilometer lange Strecke.

Auch nach 40 Jahren ein wichtiges Signal

„Nach 40 Jahren CSD geht nach wie vor ein wichtiges Signal von dieser Veranstaltung aus, ein politisches Signal für Toleranz und Vielfalt“, sagte Peter Tschentscher. Der Christopher Street Day erinnert an die Ereignisse des 28. Juni 1969, als Polizisten die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street stürmten und mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen auslösten. Der CSD macht auf die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen (LSBTIQ*) aufmerksam, denn LSBTIQ*-Menschen lebten lange gefährlich und erfahren auch heute noch Diskriminierung. Zum Zeitpunkt des ersten CSD in Hamburg vor 40 Jahren wurden LSBTIQ*-Menschen noch öffentlich diskriminiert und strafrechtlich verfolgt. Aller-dings konnten seitdem viele Rechte und Errungenschaften erzielt werden, darunter die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe 1994, die Einführung der Hamburger Ehe für gleichgeschlechtliche Paare 1999, der eingetragenen Lebenspartnerschaft 2001 und der Ehe für Alle 2017 sowie das Verbot von Konversionstherapien 2019.

Es geht um Gleichbehandlung

Heute fordern die Teilnehmenden an der Demonstration die Erweiterung des Diskriminierungsschutz im §3 des Grundgesetzes um die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität, damit die mühsam erkämpften Rechte gegen Bestrebungen aus der rechten Ecke geschützt werden. Außerdem fordern sie ein Ende der Diskriminierung von Transmenschen durch das oftmals entwürdigende Transexuellen Gesetz, das hohe rechtliche Hürden für diese Menschen bereithält. Stattdessen soll dieses veraltete Gesetz gestrichen und eine Neuausrichtung auf ein Selbstbestimmungsrecht ermöglicht werden. All diese Errungenschaften und Forderungen zeigen: Es ging von Anfang an nicht um Sonderrechte, sondern um Gleichbehandlung.

Wir von der SPDqueer danken allen, die an der Demo teilgenommen oder uns anderweitig unterstützt haben. Durch die Demonstration und das Hissen der Regenbogenflagge (unter anderem am Kurt-Schumacher-Haus und dem Rathaus) konnte ein wichtiges Signal der Sichtbarkeit in dieser durch Einschränkungen geprägten Zeit gesetzt werden.

Der Autor

Timo Hackemann ist neben Anett Gilles einer der beiden Landesvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft SPDqueer Hamburg – Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung.

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